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Zur Bedeutung der Chaosphase in der Session

Warum das aktive Zerstören am Ende der Session keine Option ist

Dies ist eine Frage, die auch von Ausbildungsteilnehmern häufig gestellt wird, daher habe ich sie hier ausführlich beantwortet.
Wenn Du möchtest, kannst Du hier einfach die PDF für Dich ausdrucken.

Warum das aktive Zerstören am Ende der Session keine Option ist
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Warum das aktive Zerstören am Ende der Session keine Option ist

Neulich in einem Zoom stellte eine Innenweltbegleiterin mir die folgende Frage:

Ich bin mit anderen Innenweltbegleitern in verschiedenen Gruppen (Whatsapp etc.), und einige der Leute dort sagen, daß sie manchmal am Ende von Sessions ihren Klienten erlauben, die Bilder nicht zu zerschlagen, weil sie aus irgendwelchen Gründen meinen, der Klient sei nicht dazu bereit oder könne dadurch überfordert sein. Sie spielen dann einfach nur Feuer und Wasser ein und sagen dem Klienten, er solle seine Bilder da hineingeben. – Was hältst du davon?“

Meine erste Reaktion auf diese Frage war Erstaunen, daß es tatsächlich Innenweltbegleiter geben könne, die so arbeiten. Darauf folgte Zweifel, ob das wirklich Innenweltbegleiter sein könnten und nicht einfach vollkommene Anfänger.

Die Antwort auf diese Frage ist sehr einfach:

Die Psychobionik ist eine Naturwissenschaft, welche den Systemwissenschaften zuzurechnen ist. Sie gründet sich auf Erkenntnissen der Systemforschung, Chaosforschung und insbesondere der Synergetik nach Hermann Haken.
Eine grundlegende Erkenntnis der Synergetik, welche von Bernd Joschko auf das System PSYCHE übertragen wurde, ist folgende: Einer Neuorganisation eines komplexen Systems muß zwingend eine Chaosphase vorhergehen. Umgekehrt führt eine Chaosphase in einem komplexen System zwingend zu einer grundlegenden Neuorganisation des Systems.
Das ist der Grund, warum wir in der Psyche, nachdem wir ein Muster (also einen Teilbereich des Systems Psyche) aufgedeckt (also aktiviert) und durch Rückkopplung destabilisiert haben, alle Bestandteile dieses Musters zerstören: Damit erzeugen wir Chaos, welches zu einer Neuordnung (unter Rückgriff auf die Urbilder) führt. Daß diese Neuordnung nicht ohne eine Chaosphase und nicht mit anderen Mitteln zu erzeugen ist, ist eine Erkenntnis aus der Systemwissenschaft.
Die Psychobionik ist keine Esoterik und entspringt nicht einfach dem Weltbild von Bernd Joschko, sondern hat naturwissenschaftliche Grundlagen. Jemand, der in der Psyche arbeitet, ohne diese naturwissenschaftlichen Grundlagen zu berücksichtigen und anzuwenden, arbeitet nicht nach den Gesetzmäßigkeiten, auf denen die Psychobionik basiert. Er wendet nicht das Basishandwerkszeug der Psychobionik an, und das, was er tut, ist daher kein Innenweltsurfen.

Aktives Zerstören aller Bestandteile des aufgedeckten Musters am Ende einer Session ist ein zwingender Bestandteil der Session, ohne den die Arbeit nicht vollständig ist.

Damit es eine Neuorganisation gibt, müssen wir Chaos erzeugen. Dies tun wir durch aktives Zerstören. Nur vorgestelltes Chaos ist kein Chaos, sondern eine Vorstellung von Chaos.

Nur vorgestelltes Zerstören (sich vorstellen, daß man alle Bilder ins Feuer und ins Wasser gibt) ist KEIN aktives Zerstören, sondern vorgestelltes Zerstören (auch wenn es durch Geräusche unterstützt wird).
Vorgestelltes Zerstören hat ungefähr denselben Effekt wie wenn ich mir VORSTELLE, meinen vollen Mülleimer hinauszutragen und auszuleeren: Der Mülleimer ist hinterher immer noch voll, da ich mir das Ausleeren nur vorgestellt habe. (Probiert das ruhig mal aus.)

AKTIVES Zerstören bedeutet, daß der Innenweltsurfer SELBST und AKTIV seine Bilder zerstört.
Selbst bedeutet, daß er es selbst tut und nicht zum Beispiel sein Coach für ihn.
Aktiv bedeutet, daß er irgendetwas TUN muß, was ein tatsächliches Handeln darstellt und nicht nur eine Vorstellung.
Wenn der Coach für ihn schlägt oder wenn der Coach ihm nur Geräusche einspielt und ihm sagt: „Das Feuer und das Wasser transformieren jetzt deine Bilder, und du brauchst nur zuschauen,“ dann tut der Klient es nicht selbst.
Wenn er nur daliegt und zuschaut, was geschieht, dann ist er eben nicht aktiv.

Schlagen ist die beste Technik, um Innere Bilder nachhaltig zu zerstören und zu transformieren, weil...

  • ...der Mensch dabei körperlich aktiv ist.

  • ...das Gehirn vom Körper die Information bekommt, daß hier eine echte Handlung stattfindet.

  • ...es eine akustische Rückkopplung gibt, weil Schlagen (selbst auf eine Matratze) ein Geräusch verursacht. Dieses braucht nicht unbedingt laut zu sein, aber es gibt auch wieder dem Gehirn die Information, daß das aktive Handeln (Schlagen), das gerade stattfindet, reale Auswirkungen auf die Welt hat, indem es nämlich Geräusche erzeugt.

  • ...die Handlungskompetenz des Menschen gefordert ist und damit automatisch auch gefördert und erhöht wird, denn der Mensch macht die Erfahrung, daß sein aktives Handeln Auswirkungen hat.

Die Vorstellung, die zerstörten Bilder dann noch durch Feuer und Wasser transformieren zu lassen (unterstützt durch das Einspielen entsprechender Geräusche) soll das aktive Zerstören der Bilder unterstützen, keinesfalls jedoch ersetzen.
Eher würden wir noch Feuer und Wasser weglassen als das aktive Zerschlagen der Bilder.

Die aktive Zerstörung der Bilder durch den Klienten am Ende der Session ist ein zwingender Bestandteil der Session und keine Option.

Ohne diese aktive Zerstörung wird die Transformation der einzelnen Bilder und des ganzen bearbeiteten Musters weniger oder nicht nachhaltig sein.

Die Innenweltbegleiterin, die mir die Frage stellte, sagte: „Die Leute, die so arbeiten, sagen, auch nur mit Feuer und Wasser würde eine Transformation der Bilder stattfinden.“

Daß eine momentane Transformation der Bilder stattfindet, ist sicher.
Die Frage ist, wie nachhaltig diese Transformation ist.

Wer sich von transformierten Bildern am Ende einer Session beeindrucken läßt, hat einen wichtigen Grundsatz vergessen: Ob der Zustand am Ende einer Session nachhaltig ist, zeigt sich am Beginn der nächsten Session zum gleichen Thema!

Eine momentane Transformation von Bildern kann man mit vielen Mitteln erreichen:
Zum Beispiel (wie früher in der Synergetik-Therapie üblich) durch Farbe-einlaufen-lassen, durch beliebige kreative „Zaubermethoden“ (die alle gut funktionieren, wenn der Klient Phantasie hat und gut manifestieren kann) oder eben auch durch Feuer und Wasser.
Alle diese Methoden sind nicht nachhaltig. Möglicherweise ist die Vorstellung von Transformation durch Feuer und Wasser noch die nachhaltigste davon. Keine jedoch wird die Nachhaltigkeit von aktiver Zerstörung durch Zerschlagen der Bilder erreichen. Dies ist auch der Grund, warum Farbe-einlaufen-lassen als Technik zur Bildveränderung 2011 aus dem Basishandwerkszeug gestrichen wurde: Es hatte sich als nicht nachhaltig erwiesen und wird jetzt nur noch punktuell in den sogenannten Wolkensessions (zum Thema Lebenssinn) angewandt, in denen nachhaltige Veränderung ja auch nicht das Ziel ist.

Manchmal erleben wir auch, daß durch bloßes Betroffenmachen sich im Sessionverlauf schon die Anteile transformieren, sodaß wir schon vor der abschließenden Zerstörung neue Versionen der Originalszenen durchspielen können. Wir freuen uns dann, weil wir sehen können, daß die Psyche (zumindest was dieses Muster angeht) eine hohe Transformationsbereitschaft hat:
Der Originalzustand ist bereits so sehr destabilisiert, daß eine neue Version des Musters auch vor einer aktiven Zerstörung möglich ist.
Auch in einem solchen Fall würden wir aber, wenn wir korrekt (und nachhaltig) arbeiten wollen, zum Schluß alle Originalbilder aktiv zerstören und dann nochmals neu durchspielen, denn wir wissen, daß wir ansonsten beide Versionen nebeneinander im Kopf hätten. Wir wissen außerdem, daß die Transformation nachhaltiger ist, wenn wir aktiv zerstören als wenn wir es nicht tun.

Wir sollten grundsätzlich so gut arbeiten wie es uns möglich ist, um eine möglichst nachhaltige Veränderung der Innenwelt zu erreichen. Das bedeutet, daß wir die Arbeitstechnik korrekt anwenden sollten, und zwar alle Aspekte der Arbeitstechnik.

Es ist sehr schade, wenn Leute auf dem Niveau von Innenweltbegleitern (also Grundstufe) anfangen, eine Methode abzuändern, die sie noch gar nicht vollständig gelernt und offenbar auch noch nicht verstanden haben. – Bevor man versucht, eine Arbeitstechnik zu „verbessern“, sollte man sie sich erst einmal aneignen und ein solches Niveau des Könnens erreichen, daß man in die Lage kommt, beurteilen zu können, ob eine Veränderung eine Verbesserung darstellt oder nicht.
Wenn Anfänger eine Methode abwandeln, bevor sie sie wirklich beherrschen, tun sie das normalerweise entweder unabsichtlich aufgrund mangelnden Könnens oder absichtlich aus Unkenntnis oder Unsicherheit.

Jemand, der in einer Coach-Prüfung etwas so Grundlegendes nicht beachtet wie die aktive Zerstörung aller Bilder am Schluß der Session, dürfte die Prüfung eigentlich nicht bestanden haben, denn er zeigt damit, daß er das Basishandwerkszeug noch nicht beherrscht.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, daß ich im Lauf der Zeit mit meinen Klienten immer bessere Ergebnisse erzielt habe, indem ich mein Können gesteigert habe und nicht, indem ich die Methode abgewandelt habe. Ich habe meinen eigenen Stil, aber ich ändere nicht die Technik.

Wenn du deinem Klienten gestattest, seine Bilder nicht aktiv zu zerstören, dann erzeugst du dadurch mehrere Probleme:

  • mangelnde Nachhaltigkeit der Transformation (das hatten wir schon)

  • geringere oder keine Steigerung der Handlungskompetenz des Klienten

  • Aktivierung von Material ohne vollständige Bearbeitung und Transformation ist immer problematisch: Es kann sein, daß das aktivierte Material in der Psyche weiterarbeitet und daß es deinem Klienten nach der Session nicht gut geht, auch wenn er das möglicherweise nicht direkt mit der Session in Verbindung bringt.
    Nun ist das etwas, was auch bei wirklich guter Anwendung der Arbeitstechnik passieren kann, weil einfach Themen nicht mit einer Session abzuhandeln sind. Du erhöhst aber die Wahrscheinlichkeit, daß das passiert, je weniger du technisch präzise und nachhaltig arbeitest.

  • Es kann auch sein, daß dein Klient zwar nach jeder einzelnen Session ein gutes Gefühl hat (denn er hat ja auch momentan neue Bilder), daß er aber langfristig keine nachhaltigen Veränderungen der Innenweltarbeit in seinem Leben wahrnimmt.
    Es könnte sein, daß er dann irgendwann mit Sessions aufhört, „weil es nicht wirklich etwas bringt“, ohne zu erkennen, daß es daran liegt, daß ihm noch keiner gezeigt hat, wie man nachhaltig arbeitet.

  • Besonders schade wäre dann, wenn dein Klient seine Erfahrungen weitererzählt. Andere Menschen bekämen dann keinen guten Eindruck von der Psychobionik, ohne zu wissen, daß es eigentlich am Können des Begleiters lag.

  • Es ist auch schon vorgekommen, daß das Aufdecken und Nicht-Auflösen von Traumata zum Auslöser für eine Krankheit wurde:
    Dies kommt zwar beim Innenweltsurfen nicht vor, da wir – wenn wir die Technik richtig anwenden – alles bearbeiten und transformieren, was wir aufdecken, aber es hat schon Klienten gegeben, die zum Beispiel in einem Profiling zu einem Krankheitshintergrund als Auslöser für die Krankheit die Aufdeckung von sexuellem Mißbrauch während einer Familienaufstellung erkannten. Daran wird deutlich, daß die bloße Aufdeckung von Material ohne Aufarbeitung potenziell krankheitsfördernd ist.
    Dies solltest du bedenken, wenn du weniger nachhaltig transformierend arbeitest als es möglich wäre.

  • Ein weiterer Punkt ist, daß deine Aufgabe als Innenweltbegleiter darin besteht, Klienten im Innenweltsurfen zu unterrichten.
    Wie soll ein Mensch Innenweltsurfen lernen, wenn er nicht von Anfang an gute Anleitung bekommt? Wie soll er verstehen, daß aktives Zerstören wichtig ist, wenn ihm in seiner ersten Session gesagt wird, er könne es auch weglassen? Ab der wievielten Session willst du ihm dann vorschlagen, jetzt vielleicht doch so zu arbeiten, daß es nachhaltig wird?
    Kannst du dir einen Gitarrenlehrer vorstellen, der seinem Schüler sagt, es sei völlig ok, die ersten Wochen lang seine Gitarre völlig falsch zu halten, und der Schüler könne ja auch anfangen, es richtig zu machen, wenn er sich das Falsche schon gründlich angewöhnt hat?
    Nein, normalerweise korrigiert ein Lehrer die Fehler seiner Schüler sofort von Anfang an, damit sie sich gar nicht erst einschleifen. Du läßt ja auch nicht deinen Klienten mehrere Sessions lang in der Ich-Form vom Inneren Kind sprechen und bringst ihm dann erst bei, daß es den Moderator gibt.

  • Meine Fragestellerin berichtete, manche Leute würden so arbeiten, weil sie ihrem Klienten nicht (oder noch nicht) zutrauten, mit dem Zerstören von Bildern klarzukommen.
    Natürlich gibt es Klienten, die anfangs Widerstand gegen das Zerschlagen der Bilder haben, weil sie z.B. Gewalt ablehnen, ihre Mama nicht umbringen wollen, moralische Bedenken gegen das „Töten“ haben et cetera. Als Innenweltbegleiter solltest du aber deine Arbeitstechnik in allen ihren Aspekten erklären können und mit Bedenken deines Klienten umgehen können. Die meisten Bedenken gegen das Schlagen gründen sich darauf, daß der Klient Außenwelt und Innenwelt (die Mama und das Bild von der Mama) nicht unterscheidet. – Freu dich: Das ist eine super Gelegenheit für dich als Coach, einen weiteren Aspekt deiner Arbeit (Unterschiede zwischen Innen- und Außenwelt) zu erklären!
    Denke außerdem daran, daß es zu deinen Aufgaben gehört, das Weltbild deines Klienten zu hinterfragen und nicht, es zu bestätigen. Wenn du seinen Bedenken beipflichtest, bestätigst du ihm damit, daß du nachvollziehen kannst, daß er Gewalt ablehnt. Mach es doch anders: Erkläre ihm, daß es sich hier nicht um Gewalt handelt, sondern um aktives Aufräumen, und daß er das mit Gewalt verwechselt, weil er aktives Aufräumen der Innenwelt noch nicht kennt, sondern nur Gewalt in der Außenwelt.

  • Denke daran, daß wenn jemand etwas ablehnt, daß er genau damit ein Thema hat:
    Wer Aggression ablehnt, müßte lernen, damit klarzukommen. Deine Aufgabe als Coach ist nicht, jemanden davor zu schützen, daß er sich weiterentwickelt, sondern eher, ihm aufzuzeigen, wo er sich selbst beschränkt, Themen von sich wegschiebt, nicht hinschauen will etc.

Ich vermute, daß diejenigen Innenweltbegleiter, die Sessions ohne aktives Zerstören erlauben, eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften aufweisen:

  • mangelndes Verständnis der naturwissenschaftlichen Grundlagen der Psychobionik:
    Synergetik (nach Hermann Haken), Chaosforschung, Systemwissenschaften

  • Thema mit Aggression:
    Kann selbst nicht gut mit Aggression umgehen.
    Sieht Aggression als grundsätzlich oder vorrangig zerstörerische Kraft.
    Hat deshalb auch keine Argumente für sinnvollen Einsatz von Aggression.

  • Hat sich selbst mit dem Zerschlagen noch nicht wirklich angefreundet:
    Schlägt vielleicht in der eigenen Innenwelt auch nur zögerlich und ist deshalb nicht in der Lage, dem Klienten zu vermitteln, daß sich das richtig gut anfühlen kann und sehr wirkungsvoll ist.

  • Unzureichende Kenntnis des Basishandwerkszeugs:
    Hat sich die Grundlagen noch nicht ausreichend angeeignet.

  • Mangelnde Fähigkeit, die Technik zu erklären:
    Kann dem Klienten die Technik nicht so vermitteln, daß derjenige den Sinn dessen versteht, was er tun soll.

  • Eigene Unfähigkeit, zwischen Innenwelt und Außenwelt zu unterscheiden, und / oder Unfähigkeit, den Unterschied zu erklären:
    Akzeptiert deshalb das Außenweltargument des Klienten „Ich will meine Mama nicht umbringen.“

  • Hat ein Problem damit, anderen Menschen klare Anweisungen zu geben und deren Ausführung auch einzufordern.
    Das ist tatsächlich keine selbstverständliche Fähigkeit, und wenn du merkst, daß es dir schwerfällt, jemandem zu sagen, was er tun soll, dann mach doch einfach eine Session dazu... Wenn du Experte auf deinem Gebiet bist, sollte es eigentlich selbstverständlich sein, daß du deine Expertise auch zeigst, denn genau dafür ist ja dein Klient zu dir gekommen.
    Mir fiel das trotzdem anfangs auch nicht ganz leicht, aber ich merkte mit der Zeit, daß die Klienten für klare Anweisungen (eventuell mit Begründung) auch dankbar sind.

  • Hat ein Problem damit, anderen Menschen zu sagen, wenn sie sich irren. Oder hat die Haltung, daß „jeder seinen Weg selbst finden muß, daß jeder Weg richtig ist und daß man keinen Menschen bewerten oder kritisieren darf“. Oder daß man als Begleiter nur begleiten aber nichts vorgeben darf.
    Das ist leider, wenn du jemandem eine konkrete Technik gut beibringen willst, nicht sehr zielführend, weil du ihn möglicherweise lange im Dunkeln tappen läßt, anstatt ihm einfach zu sagen, was gut funktioniert.
    Stell dir vor, du lernst eine Fremdsprache, und nach Monaten, in denen du dich bemüht hast, dir die Aussprache anzueignen, eröffnet dir dein Lehrer, daß du manches die ganze Zeit schon falsch ausgesprochen hast. Jetzt mußt du umlernen. – Hättest du das nicht lieber gleich gewußt?

    Vielleicht fällt es dir schwer, ein Lehrer zu sein und damit auch derjenige, der es besser weiß oder der mehr weiß. Manchen von uns wurde beigebracht, daß wir nicht besserwisserisch sein sollen. Zumindest mir wurde das sehr gründlich beigebracht, bis ich irgendwann soweit war, niemandem mehr zu sagen, was ich (manchmal besser) wußte, weil ich nicht schon wieder besserwisserisch sein wollte. Als Coach und Ausbilderin mußte ich dann mich selbst darauf aufmerksam machen, daß Wissen und Können, die ich Anderen voraus habe, ja genau das sind, weswegen andere Menschen sich an mich wenden, und daß die Fähigkeit, Anderen eine Sache gut zu vermitteln, und das heißt auch, zu erkennen und mitzuteilen, was derjenige verbessern kann, sehr sehr wertvoll ist.
    Stelle also bitte nicht dein Licht unter den Scheffel, und schau doch mal, ob irgendein hier genannter Aspekt dich vielleicht zu einer eigenen Session ermuntert...

  • Unfähigkeit, zwischen Stil und Technik zu unterscheiden.
    Manche wandeln die Technik ab und nennen das „ihren eigenen Stil haben“. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Stil, sondern um eine Abwandlung der Technik.
    Beispiel:
    Dem Klienten die Moderatorfunktion beizubringen ist eine grundlegende Arbeitstechnik des Innenweltsurfens. Das kannst du nicht weglassen und deine Arbeit immer noch als „Innenweltsurfen“ bezeichnen.
    Etwas anderes ist zum Beispiel der Einsatz von Humor in der Session. Es kann sehr förderlich sein, Humor einzusetzen, z.B. um das Weltbild des Klienten zu stören, erstarrte Strukturen aufzubrechen etc. Das ist aber kein notwendiger Bestandteil der Arbeitstechnik. Ob und wieviel Humor du einsetzt, hängt von deiner Persönlichkeit und deinem Arbeitsstil ab. Das ist also eine Stilfrage.
    Konzentriere dich für den Anfang darauf, dir das Basishandwerkszeug wirklich gut anzueignen. Alles andere ist erstmal nicht so wichtig. Deinen eigenen Stil entwickelst du mit der Zeit sowieso. Überprüfe aber alles, was du tust, am Basishandwerkszeug und laß alles weg, was dem BHWZ widersprechen würde.


     

Hier sind einige praktische Vorschläge für dich:

Probiere in deiner eigenen Innenwelt aus, welche Wirkung es hat, wenn du nur zerschlägst, nur Feuer und Wasser benutzt, nur Feuer benutzt oder jede erdenkliche andere Kombination.
Denke aber daran, daß ein nachhaltiges Ergebnis erst in der nächsten Session zum gleichen Thema sichtbar wird. (Oder wenn eine Szene in einem anderen Kontext wieder aufgerufen wird und man sieht, daß sie bereits transformiert ist.) Deshalb überprüfe das Ergebnis nochmals mit einigem zeitlichen Abstand.
Experimente in deiner eigenen Innenwelt sind immer förderlich, denn du sammelst dabei Erfahrungen und wirst innenweltkundig.

Erkläre deinem Klienten alle diese Zusammenhänge und laß ihn dann selbst verschiedene Möglichkeiten ausprobieren. Denke auch wieder daran (und erkläre es dem Klienten), daß die Nachhaltigkeit mit zeitlichem Abstand überprüft werden muß.
So kann dein Klient praktisch erleben, was die wirksamste Transformationstechnik ist, anstatt daß er es dir einfach glauben soll. Zusätzlich erfährt er, daß seine Innenwelt ihm gehört und er frei ist, alles auszuprobieren, was er will.

Betrachte das erste Zerschlagen von Bildern mit einem neuen Klienten als eine Art Test:
Wenn er wirklich verweigert, seine Bilder aktiv zu zerstören, obwohl du ihm den Sinn erklärst etc., dann hast du es mit jemandem zu tun, der nicht wirklich Innenweltsurfen lernen will.
Du kannst also dir und ihm eine ganze Menge Frustration und Zeitvergeudung ersparen, indem du ihm einfach empfiehlst, sich einen anderen Coach zu suchen, der mit einer anderen Technik arbeitet, die dieser Klient auch wirklich lernen will.

Wenn du selbst Klient bist und bis hierher mitgelesen hast, kannst auch du deinen Innenweltbegleiter testen: Wenn du in der Session an den Punkt kommst, wo es darum geht, alles zu zerstören, sag deinem Coach, daß du die Transformation lieber anders durchführen möchtest, zum Beispiel nur mit Feuer und Wasser oder durch bloße Vorstellung. Sag ihm, daß du keine Gewalt magst oder niemanden umbringen willst. Wenn dein Begleiter das akzeptiert und dich das einfach tun läßt, ohne dir den Sinn des aktiven Zerstörens zu erklären und dich dringend dazu zu ermuntern, solltest du dir vielleicht einen anderen Coach suchen, und zwar einen, der das Basishandwerkszeug anwendet und nicht einen, der es fertigbringt, dich zwei Stunden arbeiten zu lassen und am Ende doch nicht viel zu verändern.


Zum Abschluß:

Bernd Joschko hat diesen Text gelesen und ihm inhaltlich in allen Punkten zugestimmt.
Die Idee, daß der Klient seinen Coach mithilfe von Zerstörungsverweigerung testen könnte, findet er gut.
Er betont außerdem, daß der wichtigste Punkt bei alledem ist, daß die Psychobionik eine Naturwissenschaft ist. Sie hat als Grundlage die Synergetik, deren Grundsätze Bernd Joschko auf die Psyche übertragen hat. Wer also in der Psyche ohne Chaosprozesse arbeitet, der wendet keine Psychobionik an. Es kann natürlich jeder grundsätzlich arbeiten, wie er will und auch neue Methoden und Techniken erfinden. Er sollten nur bitte diejenigen, die nicht das Basishandwerkszeug anwenden oder die aus dem Basishandwerkszeug nur einzelne Aspekte anwenden, aufhören, ihre Arbeit als „Innenweltsurfen“ zu bezeichnen.

Ich persönlich (Astrid) wünsche mir, daß die Psychobionik von vielen Menschen so gut wie möglich gelernt und angewandt wird und betrachte es als meine Berufung, genau dazu beizutragen.
Wir sind noch immer im absoluten Anfangsstadium der Verbreitung dieser Methode, und ich fände es mehr als schade, wenn einzelne Leute, die sich nicht die Mühe machen, ihre Ausbildung abzuschließen, jetzt schon anfangen würden, die Methode zu verwässern.
Bitte macht eure Ausbildung fertig. - Danke!

Danke für eure Aufmerksamkeit.


 

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© Astrid Gugel